Von Tolhuin ging es endlich mit dem richtigen Radeln los. Damit meine ich Wind, einsame Straßen, Wind, keine Zivilisation und achja hab ichs schon erwähnt – Wind. Am ersten Tag nach Tolhuin war ich zum Glück noch auf geteerten Straßen unterwegs. Ich glaube, die Kombination aus Schotterstraße, vollbeladenen Fahrrad und Wind hätte mich auf der Stelle zur Verzweiflung gebracht. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass ich nicht auf Wind vorbereitet war. Aber der Wind hier, ist einfach unbeschreibbar. Daheim würde man sicherlich von Orkan reden. Hier heißt es einfach nur “es normal, pero a hoy el viento es muy tranquillo”, wenn man sich schreiend auf dem Parkplatz nach der Windvorhersage und Wassernachfüllmöglichkeiten erkundigt.
Also gut, dann wird dieser Wind eben als normaler Wind klassifiziert. Nicht besonders hilfreich falls nach Stunden des Radelns der Gedanke aufblitzt, dass es ja nicht nur normalen sonder vorallem in Patagonien auch abnormalen Wind geben soll. Naja, einfach nicht daran denken! Nachdem ich in Tolhuin den klassischen Anfängerfehler begangen hatte, zu wenig zu Frühstücken, warf mein Hunger nach 50 km meinen sorgfältig, oder evtl eben nicht sorgfältigen geplanten Essensplan der folgenden 5-6 Tagen über den Haufen. Von wegen 3-4 Brötchen reichen über den Tag – der Gedanke, dass das nicht einmal optimistisch geplant für einen normalen Tag ohne Radeln reicht, kommt natürlich erst wenn der Hunger da ist. Dass hieß wiederum, dass ich definitiv zu wenig Essen für geplante 5-6 Tage im Niemandsland hatte. Egal, auf der Karte waren es ja nur 30km Umweg, die ich am nächsten Tag nach Rio Grande radeln musste., ergo 15km Gegenwind mehr… Gut geplant Valentin!
Nach einem harten Tag und langer Suche nach einem einigermaßen geschützten Zeltplatz für die Nacht wurde ich an einem kaputten Zaun direkt am Meer fündig. Obwohl es hier überhaupt keine Zivilisation gibt, ist alles bis direkt an die Straße alles eingezäunt und in Privatbesitz. Der Zaun lässt sich natürlich überwinden, aber leider gibt es hier keine Hügel, Bäume oder Büsche. Man zeltet daher quasi auf dem Präsentierteller, in einem Privatgrundstück. Ein kaputter Zaun erschien mir immerhin als gute Ausrede.
Da ich sowieso einen Umweg nach Rio Grande machen musste, konnte ich mir am Abend dann auch gleich ein ausgiebiges Essen genehmigen. In Worten: 500gr Nudeln, 2 Semmeln, 500gr Tomatensauce, 1 Dose Thunfisch und Kekse.
Als Ergebnis wurde anhand dieser verzehrten Lebensmittelmenge eine neue Kalkulation der benötigten Menge an Lebensmittel für 5 Tage berechnet.
Hätte ich Dir gleich sagen können, dass 3-4 Brötchen nicht für einen Tag ausreichen. Die brauchst Du ja schon an einem normalen Samstag im Verkauf…
Klingt alles sehr abenteuerlich und vor allem windig. Dem letzten Bild nach zu urteilen hast Du schon wieder defekt?
Weiter alles Gute und halte die Nase im Wind
Super Valentin – das klingt alles abenteuerlich hauptsache keine Füchse mehr, die dir noch den Rest deiner Kalkulation zerstören könnten! Weiter so: Gegenwind formt den Charakter!
PS: Johannes Rydzek ist Weltmeister in der Kombination in Falun geworden!